Dienstag, 11. Juli 2017

Spree-Athen hat keine Athener Straße, aber eine Griechische Allee

Frankfurt am Main hat eine Athener Straße im Europa-Viertel, Köln und Stuttgart haben eine Athener Straße, ebenso  "Isar-Athen" München, das nahebei auch eine Naupliastraße und einen Griechenplatz in Harlaching hat. Berlin hat keine Athener Straße, dafür jede Menge Tavernen und Grills mit Namen Athen, Athene oder Athina. So gesehen, wird Berlin von griechischem Geist üppig durchweht, ist die griechische Metropole in der deutschen Hauptstadt reichlich vertreten.

Straßennamen dienen bekanntlich  nicht nur der Orientierung, sondern würdigen Orte und Städte, Personen - vornehmlich Künstler, Wissenschaftler und Politiker - oder Schauplätze historischer Ereignisse. Sie sind das Gedächtnis einer Stadt. Da verwundert es doch etwas, daß Berlin in der Vergabe seiner Straßennamen Griechenland so sträflich vernachlässigt. So ist mir - um nur ein Beispiel zu nennen - keine Platon-, Sokrates- oder  Aristotelesstraße in der City Berlins und den umliegenden Stadtbezirken bekannnt. Lediglich "janz weit draußen" oder  "Jotweedee", wie der Berliner sagt, wo nie jemand hinkommt, Touristen schon gar nicht,  nämlich in Karlshorst, trifft man an der Kleingartenanlage  "Gute Hoffnung" auf einen Aristotelessteig und einen Sokratesweg.  Es wäre doch schön, wenn uns die Namen dieser Unsterblichen, deren Lehren heute so aktuell wie je sind, im alltäglichen Straßenbild im Zentrum begegneten. Diese Ehre sollten sie in "Spree-Athen" verdient haben. Darüber sollte man nachdenken.

Wer kennt das brandenburgische Elstal? Der Ort nur dadurch bemerkenswert, daß zu den XI. Olympischen Sommerspielen 1936 hier das Olympische Dorf errichtet wurde. Es steht heute unter Denkmalschutz und kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. Damals wohnten fast alle der fast 4000 männlichen Athleten aus über 50 Nationen hier. Die taktische Benennungspolitik der Nazis ist der Grund dafür, daß die Straßen rundum Antwerpener, Stockholmer, Pariser oder Londoner Straße heißen. Und hier findet man endlich auch eine Athener Straße. Elstal ist 18 km vom Berliner Olympiastadion entfernt, und dort gibt es - passend - immerhin eine Marathonallee.

Aber Berlin hat auch etwas, was alle anderen Städte nicht haben, nämlich eine Griechische Allee im Ortsteil Oberschöneweide. Dieser Straßenname ist einzigartig in Deutschland. Sie wurde als Rathausstraße angelegt und da das Rathaus nicht gebaut wurde, in der NS-Zeit in Griechische Allee umbenannt. Es gibt sogar einen Griechischen Park, eine kleine Grünfläche,  auf der die Skulptur "Venus und Amor (1925) von Peter Christian Breuer steht. Allerdings ist auch Oberschöneweide sehr weit weg vom Zentrum, eben "Jotweedee". 

Mitten im historischen Zentrum Berlins liegt der Alexanderplatz, der "Alex". Er ist aber nicht nach Alexander dem Großen benannt, sondern nach dem russischen Zaren  Alexander I.   

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