Mittwoch, 26. Februar 2014

Ja zu Athen: die "Yes!"-Hotels des Dakis Ioannou

Das fehlte noch in der griechischen Hauptstadt: Hotels, die einem Museumsgänge nicht nur in Athen ersparen, sondern auch in New York, Paris oder Wien. Denn in den von weltbekannten Designern gestalteten Häusern des Dakis Ioannou erwarten den Gast Spitzenwerke der internationalen Künstlerelite, die zuvor in europäischen oder amerikanischen Grossstädten zu sehen waren. Es sind Stücke aus der bedeutenden Kollektion des Industriellen und passionierten Kunstsammlers, die jeden Museumsdirektor vor Neid erblassen lassen.

Das erste seiner inzwischen fünf "Yes!"-Hotels - Yes steht für "young, energetic, seductive" - war das 2004 eroeffnete "Semiramis" in dem wohlhabenden grünen Kifissia, einem noerdlichen Villenviertel, in dem die reichsten Leute, die teuersten Boutiquen und die feinsten Restaurants zu Hause sind. Schon ein Jahr später zählte Conde Nast Traveller es zu den 60 besten Hotels der Welt.

Gestaltet hat die Nobelherberge der berühmte Industriedesigner Karim Rashid, der nach mehreren Jahren Tätigkeit in Italien 1993 sein eigenes Studio in New York eroeffnete. Mit über 40 Preisen und Auszeichnungen bedacht, sind seine Arbeiten in 14 Museen ausgestellt. Seine Kunden sind global, seine Projekte Innenausstattung, Moebel, Lampen, Mode und Kunst. Das "Semiramis" war Rashid's erstes Hotelprojekt. Zusammen mit Dakis Ioannou, der promovierter Architekt ist, schuf er eine Bühne für dessen Kunst in typischem Rashid-Design: knalliges Pink und Orange, Zitronengelb und Grassgrün an Wänden, Boeden, Moebeln und Balkonen, der kongeniale Rahmen für die ausgestellten - teils provokativen - Werke u.a. von dem britischen Künstlerehepaar Tim Noble und Sue Webster, dem Japaner Takashi Murakami oder Ioannous Lieblingskünstler Jeff Koons ("Jeff in the position of Adam"). Die meisten Kunstwerke werden halbjährlich ausgewechselt. In mehr oder minder kräftigen Bonbonfarbtoenungen erstrahlen auch die 51 Zimmer, moeglicherweise etwas schwer auszuhalten bei einem längeren Aufenthalt.

In Kifissia gibt es zwei weitere Yes!-Hotels, die "Kefalari Suites" in einem eleganten Eckgebäude aus dem 19. Jahrhundert und das "Twenty One", das in eine Wassermühle, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, integriert ist. Beide Häuser sind topmodern, komfortabel und mit 13 bzw. 16 individuell gestalteten Suiten klein. Ihr gemeinsames Band ist die Kunst. Für das "Twenty One" hat die junge, in New York lebende Künstlerin Georgia Sagri einen das ganze Hotel umfassenden 70 Meter langen farbenfreudigen Gemäldefries geschaffen, der sich, jeweils über die Länge einer ganzen Wand, durch alle Räume zieht.

Die beiden anderen "Yes!"-Hotels stehen im Zentrum Athens: das "Periscope" im Herzen von Kolonaki, am Fusse des Lycabettos, und das "New Hotel", das im Juli 2011 als letztes eroeffnet wurde, nur 200 Meter vom Syntagmaplatz entfernt am Eingang zur Altstadt Plaka. Auch das "Periscope" ist mit seinen 21 minimalistisch eingerichteten Zimmern klein, ein intimes Boutiquehotel. An den Decken sind Fotografien von verschiedenen Vierteln Athens abgedruckt, in manchen Zimmern Luftaufnahmen des Athener Fotografen Nikos Daniilides. Seinen Namen hat das Hotel von einem steuerbaren Periskop auf dem Dach, mit dem man sich einen Ueberblick über ganz Athen verschaffen kann. Mit einem Joystick koennen sich die Gäste einzelne Gegenden oder Sehenswürdigkeiten auswählen, die Bilder werden dann simultan auf einen TV-Schirm in der Lounge im Erdgeschoss übertragen.

Das "New Hotel", das ehemalige "Olympic Palace", 1958 von dem Modernisten Iasonos Rizos erbaut, ist mit seinen 79 Zimmern auch das groesste. Mit der Innengestaltung beauftragte Ioannou die vielfach ausgezeichneten Campana-Brüder, Humberto und Fernando, die u.a. durch ihren aus vielen kleinen Holzstückchen zusammengesetzten "Favela"-Stuhl weltbekannt wurden. Es ist das erste Hotelprojekt des brasilianischen Designer-Duos. Beide schufen einen ungewoehnlichen, aufregenden Ort, in dem brasilianische Handwerkskunst mit dem griechischen Design der fünfziger Jahre eine verblüffende Verbindung eingeht. Die Campana-Brüder zerlegten das noch existente alte Mobiliar und sonstige Ueberbleibsel des Olympic Palace und fertigten daraus neue überraschende Objekte oder rekonstruierten, restaurierten und interpretierten Vorhandenes zeitgemäss, nichts Wichtiges sollte verloren gehen.

In allen 79 Räumen wird der Gast mit drei Themen aus der griechischen Kultur bekannt gemacht. Der erste Raumtyp stellt die traditionsreiche und noch heute beliebte Schattentheaterfigur Karagiozis in allen moeglichen Variationen dar, der zweite widmet sich dem Auge gegen den boesen Blick, einem lokalen Aberglauben, und im dritten lassen alte Postkarten nostalgische Athen-Gefühle aufkommen.

Für Design-Liebhaber sind alle fünf Häuser, so verschieden sie sind, ein Non-plus-ultra. Die Preise bewegen sich im Rahmen vergleichbarer Hotels oder sind sogar niedriger.



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