Donnerstag, 3. März 2016

Der griechische Pianist und Menschenfreund Panos Karan. Can Music change the World?

Ein rastlos Reisender ist Panos Karan. Mehr als hundert Länder hat der Kosmopolit, der heute in London lebt, schon besucht, in einigen - Barcelona, Buenos Aires, Tokio und natürlich in Athen, wo er seine erste Ausbildung erhielt - war er längere Zeit zu Hause. Er bereist die Welt aber nicht nur als der großartige Konzertpianist, der er ist, sondern um benachteiligten Kindern auf der ganzen Welt die westliche klassische Musik und die Freude am Musizieren nahezubringen. Und weil ihm das eine Herzensangelegenheit ist, hat er im September 2010 die Stiftung Keys of Change unter dem Motto "Can music change the world? We believe it can" ins Leben gerufen. Die Non-profit Organisation finanziert sich durch Spenden und Konzerteinnahmen.

Seine langfristig angelegten, ambitionierten Projekte hat er in Brasilien, Japan, Sibirien, Bosnien, Uganda, Indien und Sierra Leone durchgeführt, in leidgeprüften Ländern also, die Bürgerkriege, HIV-Epidemien oder andere Konflikte und Tragödien aushalten mußten und in denen die meisten Kinder in unglaublicher Armut leben und um jedes bißchen Bildung, Anerkennung und Gesundheit kämpfen müssen. Sein erstes Ziel war im März 2011 Brasilien. In einer spektakulären Aktion fuhr er gemeinsam mit vier Helfern und einem tragbaren e-Piano den Amazonas hinunter und begeisterte die Bewohner der abgelegenen Orte am Fluß mit klassischer Musik. Der abenteuerlichen ersten Reise folgten zwei weitere.

In Japan, das am 11. März 2011 von einem gewaltigen Erdbeben mit dadurch ausgelöstem Tsunami heimgesucht wurde, der die bekannte Reaktorkatastrophe verursachte, deren Schreckensbilder um die ganze Welt gingen, gründete Panos mit Hilfe von Keys of Change das Jugendorchester Fukushima Youth Sinfonietta, mit dem er intensiv zusammenarbeitet und das er schnell zu einem der besten Jugendorchester Japans formte. Zehnmal war er bereits in Japan, auch in der verwüsteten Küstenregion, die noch immer geisterhaft öde anmutet. 2014 holte er das Fukushima-Ensemble nach London und trat mit ihm in der Queen Elizabeth Hall auf und im August 2015 in Anwesenheit von Kaiserin Michiko in der Tokyo Opera City. Die zweitausend Zuhörer dankten mit minutenlangen Standing Ovations. Erst kürzlich, am 20. Februar 2016, spielte Panos zum Gedenken an den fünften Jahrestag des "Großen Erdbebens" ein Klaviersolo in der Japanischen Botschaft in Athen. "Klassische Musik kann am Amazonas und in den Slums von Sierra Leone genauso erfreuen wie in der Carnegie Hall oder im Southbank Centre. Das ist einer der einfachsten und stärksten Wege für Menschen auf der ganzen Welt, um Brücken zum Frieden zu bauen und einen positiven sozialen Wandel einzuleiten" - meint Panos. Es ist sein Credo.

Auch in seiner griechischen Heimat organisierte Panos ein Keys of Change-Projekt. Im Januar 2014 reiste er in das nordgriechische Xanthi, einst Mittelpunkt einer florierenden Tabakindustrie, heute ein eher vergessener, orientalisch wirkender Ort nahe der Grenzen zu Bulgarien und zur Türkei. Zusammen mit dem Flötisten Zacharias Tarpagos, mit dem er häufig gemeinsam auftritt, gab er in vier Schulen ein Konzert. Eingeladen hatte ihn die griechische NGO "Mission Anthropos", eine nicht-staatliche, vor allem in der Medizin aktive Organisation, die in diesem rückständigen Landesteil, in dem eine große türkische und eine kleinere Roma-Minderheit lebt, kostenlose Impfungen durchführte. Die meisten Schüler hier sind türkischsprechende Roma, die großteils in schwierigen familiären, von Armut, Unwissen und Gewalt geprägten Verhältnissen leben. Im März 2015 kamen Panos und Zach erneut nach Xanthi, um die ein Jahr zuvor begonnene Arbeit fortzusetzen. Beide studierten mit den engagierten und inspirierten Schülern Lieder und kleine Musikstücke ein, die sie dann öffentlich vortrugen. Ziel ist die Verständigung unterprivilegierter Minderheiten über Musik: "Die Sprache der Musik verstehen alle." In der Musik finden sie zusammen und lernen, daß man durch Teamwork, Verantwortungsbewußtsein und gegenseitigen Respekt Vieles erreichen kann, dass es möglich ist, miteinander zu arbeiten und Erfolg und Freude zu haben. Freude, die sie in ihrem Alltag sonst nicht erfahren. Keys of Change will die Arbeit mit den Schülern in Xanthi weiterführen.

Panos Karan wurde 1982 auf Kreta geboren und wuchs in Athen auf, wo er im Alter von sieben Jahren ersten Klavierunterricht bekam. Seine weitere musikalische Ausbildung erhielt er am Athener Konservatorium und - mit einem Stipendium der Onassis-Stiftung - an der Royal Academy of Music in London, die der Hochbegabte mit Auszeichnung bestand. Sein Debut hatte er mit 19 Jahren im Londoner South Bank Centre. Es folgten weitere Auftritte, nationale und internationale Preise. Panos tritt überall in Europa und außerhalb Europas auf, in London, Wien, St. Petersburg, dem Athener Megaron Mousikis sowie dem in Saloniki, der Tokyo Opera City. Drei Solo-Konzerte hatte er in der New Yorker Carnegie Hall (Weill Recital Hall). Die Einnahmen seines Konzertes im November 2014 in Berlin kamen einem Projekt mit vierzig sehr jungen Musikern in Kalkutta zugute, das er ebenfalls mit "Keys of Change" unterstützt.

Die nächsten großen Auftritte hat Panos am 26. März 2016 mit dem Fukushima Youth Sinfonietta in der Fukushima Concert Hall und am 3. April in der Boston Symphony Hall.



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