Montag, 2. April 2018

Die Geschichte hinter den Namen - die Odos Streit in Athen

Mit dem Wittelsbacher Otto, der 1832 zum König von Griechenland gekrönt wurde, und auch später, nach seiner Abdankung 1862, kamen deutsche Beamte und Soldaten, Wissenschaftler, Ingenieure, Architekten  und Handwerker nach Griechenland, die sich dort niederließen und deren Nachkommen großteils noch heute in Hellas leben. Um ihnen die Eingewöhnung zu erleichtern, publizierte Adolph von Schaden bereits 1833 in München den Ratgeber und Reiseführer "Der Bayer in Griechenland. Ein Handbuch für alle, welche nach Hellas zu ziehen gedenken, oder dasselbe in jeder Beziehung näher kennen zu lernen wünschen."  Der Band gibt einen Einblick in den damaligen Rumpfstaat, die kulturellen und historischen Mißverständnisse, das verklärte - irreale - Griechenbild. Denn die Wirklichkeit sah ganz anders aus.

Unter den deutschen Emigranten - viele kamen aus Bayern wie Johann Karl Fuchs, der 1864 die Bierbrauerei Fix gründete, königlicher Hoflieferant und über hundert Jahre lang beherrschende Großbrauerei in Griechenland war, oder der Weinhändler Gustav Clauss, der 1859 auf dem Peloponnes das berühmte Weingut Achaia Clauss gründete - war auch der philhellenisch geprägte Johannes Alexander Freiherr von Streit, wie die meisten Auswanderer ein Repräsentant des gehobenen Großbürgertums bzw. des Adels. Streit, 1812 auf dem Rittergut Medewitzsch 25 Kilometer südlich von Leipzig geboren, stammte aus sächsischem und mütterlicherseits dem fränkischen Adelsgeschlecht von Wurmb. Er gehörte dem Offizierscorps Ottos I. an und ließ sich nach dem Abschied vom Militärdienst in Patras nieder. Die Nachkommen des deutschen Freiherrn sollten sich in dem aufzubauenden Land einige Verdienste erwerben.

Sein 1835 in Patras geborener Sohn Stefanos Streit heiratete 1865 Viktoria Londou, die Tochter des Bürgermeisters Andreas Londos.Nachdem seinem Studium der Rechte in Leipzig und Athen machte erfolgreich Karriere als Jurist, Bankier, Hochschullehrer und Politiker. So war er von 1896 bis 1911 Präsident der Griechischen Nationalbank und in der Regierung von Alexandros Zaimis Finanzminister.

Georgios Streit, 1868 ebenfalls in Patras geboren, trat in die Fußstapfen seines Vaters Stefanos und studierte Jura, in Leipzig, Berlin und Athen. 1898 wurde er Professor für Internationales Recht in Athen, Berater des Außenministeriums sowie 1910 griechischer Botschafter in Wien. Anfang 1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs (manche Quellen nennen Dezember 1913), wurde er für acht Monate Außenminister. Weil er die Neutralität Griechenlands wahren wollte, stellte er sich gegen einen Kriegseintritt an der Seite Englands, konnte ihn aber nur hinauszögern. Als Grund für sein Widerstreben vermutete man wegen seiner Herkunft eine pro-deutsche Neigung, auch wenn er seine Haltung später damit erklärte, daß Griechenland für einen Kriegseintritt in keiner Weise vorbereitet war.

1929 wurde Streit Mitglied des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, 1931 Präsident der Akademie von Athen.

In Athen wurde die Familie Streit durch einen Straßennamen geehrt: die am Kotziaplatz abzweigende Odos Streit, ein kurzes, aus zwei, drei Häuserblocks bestehendes Sträßlein.

Nachkommen der von Streits leben noch heute in Griechenland, darunter sein Urenkel Pavlos Geroulanos, der in der Regierung von Georgios Papandreou Minister für Kultur und Tourismus war.

1 Kommentar:

  1. Alexander von Streits Vater stammte aus Franken, seine Mutter war sächsischen Ursprungs.

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